Grafik Seitenelement

Warum wir SMARTe ESG-Ziele brauchen

Paddaxum | 10/2024

Neue ESG-Ziele und Regularien wohin man schaut – sowohl für Banken als auch Unternehmen. Insbesondere die Arbeiten zur Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive, sprich der CSRD-Richtlinie, nehmen Unternehmen aktuell in Beschlag. Gleichzeitig hagelt es Kritik, insbesondere hinsichtlich der Komplexität, der Verfügbarkeit von Daten und dem enormen Arbeitsaufwand. Oftmals wird argumentiert, es handele sich dabei um „Kinderkrankheiten“, die bei der Einführung neuer Steuerungslogiken und Reportingstandards unvermeidlich seien. Doch die grundlegendere Frage lautet: Sind ESG-Ziele SMART und erfüllen sie somit die Anforderungen an ein umsetzbares Zielsystem für Banken und Unternehmen?

SMARTe Ziele

Um den Übergang von einem ethisch motivierten Anspruch ans Handeln von Banken und Unternehmen zu einem umsetzbaren Zielsystem zu schaffen, müssen die zugrundeliegenden Ziele SMART sein. SMART steht bekanntermaßen für Specific, Measurable, Achievable, Realistic, Timebound. Ein weiteres wesentliches Kriterium ist eine begrenzte Anzahl an Zielen, damit diese sinnvoll gemessen und incentiviert werden können. Zudem sollte das Zusammenspiel der Ziele – also das Zielsystem als Ganzes – widerspruchsfrei sein.

Die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen

Die Sustainable Development Goals als Teil der Agenda 2030 sind ein zentraler Ausgangspunkt für viele ESG-Ziele und Regularien z.B. die Principal Adverse Impacts (PAI) der Offenlegungsverordnung. Sie eignen sich daher exzellent für eine beispielhafte und kurze Analyse. Kurz zusammengefasst gibt es 17 SDGs, die in 169 Unterziele heruntergebrochen sind und durch entsprechende Indikatoren ergänzt werden.

SDG nur begrenzt SMART

Wenn man die SMART-Kriterien auf die SDGs anwendet, wird schnell deutlich, dass diese Anforderungen nur teilweise oder gar nicht erfüllt werden. Hier eine kurze und zugegebenermaßen holzschnittartige Einschätzung mit Fokus auf das SDG Ziel Climate Action.

Nachhaltigkeit im Blindflug: Wie SMART sind ESG-Ziele wirklich?

Die Defizite von ESG in der Praxis und Konsequenzen

Nun könnte man einwenden, dass diese Einschätzung sich lediglich auf die SDGs bezieht und die ESG-Regularien in der Praxis besser funktionieren. Doch auch hier zeigen sich deutliche Defizite, die sich letztendlich aus oft unklaren Definitionen ableiten lassen. Ein offensichtliches Beispiel ist die fortlaufende Diskussion zur EU-Taxonomie und der Frage, ob Kernenergie „grün“ ist. Ein anderes, weniger bekanntes Beispiel sind die widersprüchlichen ESG-Ratings. Während Ratings zu Kreditausfallrisiken einheitlich ausfallen, gibt es bei ESG-Ratings erhebliche Diskrepanzen zwischen verschiedenen Anbietern.

Folgt man dieser Einwertung, reduziert sich logischerweise der Impact der diversen ESG-Ziele und Regularien massiv. Gleichzeitig steigt der Arbeitsaufwand der Umsetzung, da jedes ESG-Zielsystem unternehmensspezifisch definiert werden muss.

Warum sind ESG-Ziele nicht SMART formuliert?

Wenn ein so wichtiges Thema nicht klar und strukturiert angegangen wird, stellt sich die berechtigte Frage: Welchen Nutzen hat die unscharfe Definition der ESG-Ziele? Und für wen? Eine mögliche Hypothese bezieht sich auf die politischen Akteure. Eine strikte Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen, wie zum Beispiel der CO2-Reduktion, ist mit erheblichen wirtschaftlichen Risiken verbunden und politisch nur eingeschränkt mehrheitsfähig. Der Nutzen von vage formulierten ESG-Zielen besteht darin, sich ein hohes Maß an politischer Flexibilität zu bewahren. Eine andere – etwas zynischere – Hypothese wäre, dass die Unschärfe und Komplexität der ESG-Ziele den kommerziellen Interessen von Daten- und Toolanbietern sowie Beratern und Wirtschaftsprüfern entgegenkommt. Je undurchsichtiger und umfangreicher die Regularien sind, desto mehr Umsatz lässt sich generieren.

So what? Who Cares?

Für alle, die auf nachhaltiges Wirtschaften Wert legen, wird deutlich, dass wir bessere und einfachere Steuerungssysteme benötigen, die konsistent und datenbasiert sind. Anregungen hierzu finden sich in der Buchrezension weiter unten. Entscheider in Unternehmen stehen vor der Herausforderung, nicht nur die unvermeidlichen Reportingpflichten zu erfüllen, sondern auch ein intelligentes und nachhaltiges Zielsystem zu entwickeln. Denn auf Unternehmensebene können sehr wohl SMARTe Ziele definiert werden, die die Unternehmenssteuerung effektiv unterstützen und zugleich einen produktiven Dialog mit den Stakeholdern ermöglichen.

Grafik Seitenelement

Let’s talk!

Wählen Sie Ihren persönlichen Wunschtermin für einen 30minütigen Videocall.

Follow me:

Copyright © 2025 Dr. Paddags Consulting GmbH

Dr Paddags Coaching & Advisory