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Strategie & Werte: was will ich als Unternehmer wirklich?

Paddaxum | 02/2025

Strategie & Werte: was will ich als Unternehmer wirklich?

Wenn Strategien für Unternehmen entwickelt werden, liegt der Fokus auf der fachlichen Perspektive: Was will der Kunde? Welche Leistungen adressieren dessen Bedürfnisse? Was macht der Wettbewerb? Und dieser rein fachliche Fokus ist richtig, wenn man von einer Firma mit einem austauschbaren Management ausgeht. Wenn man jedoch ein Unternehmen gründet oder als geschäftsführender Gesellschafter dieses leitet, ändert sich die Perspektive. Das Unternehmen wird dann zu einem zutiefst persönlichen Thema.

Dies ist jedem Unternehmer bewusst und gleichzeitig werden die persönlichen Werte und Ziele meist nicht explizit formuliert. Oder man traut sich nicht, diese klar zu benennen. Oder es werden „blinde Flecke“ übersehen, weil man keine externe Perspektive eingeholt hat. Und falls die eigenen Werte nicht zur Strategie passen, kann dies zu massiven Unwuchten führen. Einige Beispiele:

  • Ein Gründer möchte beruflich unabhängig sein, aber wählt eine Finanzierungsform, in der er von Kapitalrunden und Investoren getrieben ist.
  • Eine Unternehmerin ist begeistert von einer innovativen Produktidee, zu der sie große Expertise einbringt, jedoch ist der entscheidende Erfolgsfaktor die Akquise.
  • Ein Unternehmer träumt davon sich mit 50 Jahren zur Ruhe zu setzen und ausgesorgt zu haben, aber die Firma ist so stark von ihm abhängig, dass dieser Traum nie Wirklichkeit wird.

Die Gefahr ist, dass Unternehmer dies nicht erkennen und das eigene Vorhaben unbewusst sabotieren. Vielleicht sinkt die Motivation auf dem steinigen Weg der Umsetzung? Vielleicht werden schwierige Entscheidungen nicht mit der nötigen Klarheit getroffen? Vielleicht mangelt es an Enthusiasmus, der andere begeistert?

Wie man den Abgleich von eigenen Werten und strategischen Zielen praktisch erreicht, lässt sich an einem Beispiel erläutern.

Internationale Expansion und die Zweifel des Geschäftsführers

Eine Firma im Bereich Cybersecurity ist in den letzten Jahren erfolgreich von Null auf rund 100 Mitarbeiter gewachsen. Der DACH-Markt bietet noch ausreichend Wachstumsmöglichkeiten, jedoch fragt ein Teil der Kunden immer wieder an, ob die Firma auch außerhalb der DACH-Region tätig werden könnte. Der Businessplan ist schnell gemacht und hoch attraktiv. Die Herausforderung: Aufbau einer internationalen Organisation, Recruiting für Landesgesellschaften und natürlich die notwendigen Investments. Alles nicht einfach, aber machbar.

Aus der fachlichen Perspektive ist die Sache klar. Jedoch hat der geschäftsführende Gesellschafter, nennen wir ihn Christian, Zweifel. Es ist ein unbestimmtes Unwohlsein, u. a. mit der Frage: „Will ich das wirklich?“ Eigentlich spricht auch aus privater Perspektive nichts gegen eine internationale Expansion. Er ist Anfang 50 und glücklich verheiratet. Seine Frau hat ihre eigene Firma, die gut läuft. Die Kinder sind Teenager und bald aus dem aus Haus. Aber der Zweifel bleibt. Oder positiv formuliert: Christian möchte Klarheit bezüglich dieser wichtigen Entscheidung gewinnen.

Klarheit und die Frage: Was will ich wirklich?

Die Antwort hierauf liegt in den eigenen Werten und Bedürfnissen: Was ist mir wichtig? Was brauche ich? In den Disziplinen der Psychologie und Soziologie gibt es eine Vielzahl von Konzepten hierzu. Im Rahmen eines Business Coachings und damit im konkreten Fall ist dies einfacher. Die meisten Klientinnen und Klienten können recht gut und schnell benennen, was ihnen wichtig ist. Entscheidend ist hier, den Kontext klar zu definieren, in diesem Fall die internationale Expansion.
Bittet man Christian 8 Werte zu nennen, ist die Antwort:

  • Anerkennung – als erfolgreicher Unternehmer wahrgenommen zu werden
  • Happy clients – Erwartungen der Kunden zu erfüllen
  • Finanzielles Polster – Lebensstandard für seine Familie halten und die Kinder gut abzusichern
  • Intellektuelle Challenge – Spaß an kniffligen Fragestellungen und diese im Team zu lösen
  • Innovation – Produkte und Lösungen weiterzuentwickeln und „cutting edge“ zu sein
  • Heimat – die Firma und Teams als zweite Familie
  • Familie – Zeit für Familie insb. Kinder, die bald aus dem Haus sind
  • Gesundheit – Achten auf die eigene Gesundheit

Wie wendet man nun diese Werte auf die Frage nach der internationalen Expansion an?

„Was will ich wirklich?“ vs. „Wie ist die Strategie?“

Im ersten Schritt stellt sich Christian das Best-Case-Scenario vor, d. h. die Strategie ist erfolgreich. Dieser „Als-ob-Rahmen“ ist wichtig, um fachliche Themen (Was könnte bei der Umsetzung schief laufen?) von persönlichen (Was will ich wirklich?) zu trennen. Auf dieser Basis kann man mit Hilfe des „Rads der Werte“ (vgl. Rubrik „Kein Paddaxum ohne Zahlen oder ein Konzept“) analysieren, inwieweit die Expansionsstrategie zu den Werten von Christian passt. Sind diese voll erfüllt, ist diese eine „10“ im äußeren Ring. Idealerweise sollten alle Werte erfüllt und das resultierende Rad möglichst rund sein. Schauen Sie sich Christians Rad der Werte an und lassen dies auf sich wirken. Meinen Sie, dass er die internationale Expansion umsetzt?
Auf den ersten Blick sieht man, dass das Rad nicht rund ist, auch wenn viele Werte stark erfüllt sind. Wie begründet Christian seine Einwertung?

  • Anerkennung: 10/10, da ein internationales Unternehmen schon was hermacht
  • Happy clients: 8/10, da die meisten Kunden ja die Begleitung im Ausland wünschen
  • Finanzielles Polster: Ja, die Expansion würde das Ergebnis deutlich steigern, aber da die Familie finanziell gut ausgestattet ist, ist der zusätzliche Nutzen nicht hoch (7/10)
  • Intellektuelle Challenge: auch nur 7/10, da die Herausforderung weniger im Intellektuellen als in der Organisation und Umsetzung liegt
  • Innovation: Eine 8/10, da die größere Firma sich mehr Investitionen in Innovation leisten kann
  • Heimat: Dem Unternehmer graust es davor, wenn er ehrlich ist, Konzernstrukturen aufzubauen und weiter entfernt von seinen Teams zu sein (3/10)
  • Familie: Klassischer Zielkonflikt (5/10) von viel Arbeit und den Bedarfen der Familie
  • Gesundheit: Ebenfalls klassische Zielkonflikt aufgrund der Reisetätigkeit (5/10)

Die Entscheidung und die strategischen Konsequenzen

Wie bewertet Christian das Gesamtergebnis ein und wie entscheidet er sich? Die Werte mit einer „7“ oder höher (Anerkennung, Happy clients, Finanzielles, intellektuelle Challenge und Innovation) waren ihm klar. Auch, dass es die neue Strategie und Familie und eigene Gesundheit nur begrenzt vereinbar sind, war ihm bewusst. Neu war die Erkenntnis, dass die Firma sich zu einem kleinen Konzern entwickeln würde, der nicht mehr seine Heimat wäre. Es wäre nicht mehr „seine“ Firma. Was folgt daraus? Die Entscheidung ist, die Expansionsstrategie in der geplanten Form nicht umzusetzen, sondern andere Optionen zu prüfen. Eine Möglichkeit wäre die Kooperation mit ausländischen Partnern. Dies würde den Charakter der Firma erhalten und den Bedarf der Kunden adressieren. Der entscheidende Punkt ist, dass bei einer so weitreichenden Entscheidung die Verletzung eines Wertes, nämlich „Heimat“, die leicht übersehen werden kann, den Ausschlag gegeben hat.

So what? Who cares?

Die Frage, was man wirklich will und welche Auswirkungen dies auf die Unternehmensstrategie hat, ist vor allem für Gründer und Unternehmer relevant, bei denen die Erreichung der strategischen Ziele stark von ihrer Person abhängt. In diesen Situationen bedarf es der Fähigkeit, zutiefst ehrlich mit sich selbst zu sein und bei Bedarf auch eine externe Perspektive zu nutzen, um blinde Flecke zu entdecken und ein vollständiges Bild zu erhalten. Nur wenn die eigenen Werte und die gewählte Strategie zueinander passen, können Gründer, Unternehmer und auch alle anderen Entscheider wirksam und damit erfolgreich sein.

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Kein Paddaxum ohne Zahlen oder ein Konzept:
Rad der Werte

Rad der Werte
  • Die eigenen Werte zu beschreiben und mit wichtigen beruflichen Entscheidungen abzugleichen ist entscheidend für den Erfolg, aber alles andere als trivial in der Umsetzung
  • Hilfreich sind hierbei Konzepte, die ein strukturiertes Vorgehen und Visualisierung des Ergebnisses ermöglichen, wie das „Wheel of Life“ oder hier das vorgestellte „Rad der Werte“ mit bestem Dank an die Coaching Akademie Berlin
  • Hierbei definiert man für sich „Werte“, in dem man sich Fragen stellt wie „Was ist mir wichtig?“ oder „Was brauche ich?“
  • Mit Bezug auf eine konkrete berufliche Entscheidung kann dann analysiert werden, inwieweit die eigenen Werte erfüllt sind
  • Das Ergebnis gibt nicht nur eine gute Entscheidungsgrundlage, sondern eröffnet den Raum, neue Optionen zu entwickeln, die die eigenen Werte besser erfüllen

Pad|da|xum [Substantiv, neutrum, Plural Paddaxa]:
Impuls zu aktuellen Wirtschafts- und Managementthemen, der tradierte Wahrnehmungen hinterfragt und neue Perspektiven eröffnet. Ziel ist es zum Hirnen und zum Gespräch anzuregen. Fundiert und mit einem ironischen Augenzwinkern.

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