Nachhaltigkeit und ESG-Themen verlieren an Bedeutung, während Unternehmen und Unternehmer sich in einer neuen politischen und wirtschaftlichen Lage mit Fragen zu Werten, ESG-Kriterien und deren Kommunikation auseinandersetzen müssen.

Die Friedman-Doktrin und „Strategic Management – A Stakeholder Approach“ von Edward Freeman
Rezensionen: Kennen Sie…? | 03/2025
In der Diskussion um die Rolle von Unternehmen werden zwei scheinbar diametral gegensätzlich Sichtweisen kontrastiert: die Shareholder-Orientierung, auch als Friedman-Doktrin bekannt, und die Stakeholder-Orientierung. Stark verkürzt ist mit Shareholder-Orientierung gemeint, dass das Handeln von Unternehmen durch die Interessen der Eigentümer und in der Regel durch eine Gewinnorientierung bestimmt wird. Die Gegenposition hierzu ist die Stakeholder-Orientierung, die besagt, dass Firmen die Interessen einer Vielzahl von Stakeholdern berücksichtigen sollten – von Mitarbeitenden, der Politik oder von NGOs. Diese beiden Positionen scheinen sich auszuschließen – insbesondere, wenn diese stark moralisch gewertet werden: verwerfliche und kurzsichtige Shareholder vs. tugendhaft langfristige Stakeholder-Orientierung.
Wie so oft wird es bei der Beschäftigung mit Konzepten spannend und erkenntnisreich, wenn man sich die Mühe macht, sich mit den Originaltexten zu beschäftigen. Stellvertretend sei hier der berühmt-berüchtigte Artikel von Milton Friedman mit dem Titel “A Friedman doctrine – The Social Responsibility of Business Is to Increase Its Profits” genannt, der 1970 in der New York Times erschienen ist. Und für die Stakeholder-Orientierung das Buch von Edward Freeman: “Strategic Management – A Stakeholder Approach“ aus dem Jahr 1984, das das Konzept popularisiert und theoretisch fundiert dargestellt hat.
Friedman stellt seine Position, die sich – wie im Editorial dargestellt – aus marktwirtschaftlichen Prinzipien ableitet, nicht nur eloquent, sondern auch pointiert, um nicht zu sagen polemisch dar, was den Artikel jedoch nicht weniger lesenswert macht. Dieser Aspekt und die politischen Schlussfolgerungen, die Friedman zieht, erklären teilweise, warum er und seine Position so viel Kritik auf sich gezogen haben, auch wenn die grundsätzlichen Positionen leicht nachvollziehbar sind.
Freeman stellt in „Strategic Management“ die Frage, wie Unternehmen in einer zunehmend komplexen Welt mit konkurrierenden Interessen der Stakeholder umgehen können, um das Überleben des Unternehmens sicherzustellen. Hierzu bietet er verschiedene Perspektiven und Frameworks an, wie die Interessen analysiert und in die Unternehmensstrategie integriert werden können. Hierbei handelt es sich, wie der Titel schon deutlich macht, um einen Approach, also eine Vorgehensweise, aber nicht um einen normativen Ansatz, der proklamiert, dass Unternehmen allen Stakeholdern verpflichtet seien!
Warum ist diese feine Unterscheidung für Unternehmer und Unternehmen relevant? Wenn man beide Konzepte besser verstanden hat, wird deutlich, dass Unternehmer nicht zwischen Shareholder- oder Stakeholder-Orientierung wählen müssen, sondern eine klare Rollendefinition eines Unternehmens (inkl. einer Gewinnorientierung) sehr wohl mit einem pragmatischen und professionellem Stakeholder-Management kombinierbar ist.
Pad|da|xum [Substantiv, neutrum, Plural Paddaxa]:
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